Projekt Pelle Bericht

ERASMUS+Projekt PELLE:

Bildungswoche zu Lernorten für beteiligte Bildungseinrichtungen in der Heimvolkshochschule Lubmin

EU-Kofinanz

Gemeinsam voneinander lernen in Europa – Europäische Bildungszentren und dritte Lernorte

Von 2020-2022 war die Heimvolkshochschule Lubmin – Bildungshaus am Meer als Mitglied im Verein Europäischer Bildungszentren (EBZ) Teilnehmerin am Erasmusprojekt P.E.L.L.E.:
„PELLE“ steht für Perspektiven von Lernorten, Lernformen und -inhalten in der Erwachsenenbildung. Dabei wurden sogenannte „Dritte Lernorte“ definiert und durch eine Gruppe von TeilnehmerInnen der beteiligten Organisationen, allesamt in der Erwachsenenbildung tätig, erforscht. Die jeweils „beheimatete“ Organisation stellte dabei auch „best practice“ Beispiele aus ihrer Organisation und ihrer Region vor.
Ein besonderes Augenmerk lag aufgrund der biografischen Vorbildung der Lubminer VHS-Leiterin dabei auf dem Thema des Museums als dritten Lernort.
Hierzu wurden Grundlagentexte gesammelt, eine digitale Museums-Corner im Netz eröffnet, ein Video-Interview mit ExpertInnen erstellt, ein Fragebogen zu Museumsbesuchen entwickelt und erprobt.

In den beiden Projektjahren fanden, nach coronabedingten Anfangsschwierigkeiten, die lediglich digitale Treffen ermöglichten, insgesamt fünf Präsenztreffen statt.IMG_5983 web

 

1.) Das erste Lernaktivität fand im FIEF in La Bégude-de-Mazenc im September 2021 in Frankreich statt. Das Bildungshaus der französischen Partnerorganisation hat ihren Schwerpunkt im künstlerischen und politischen Bereich. Gegründet 1961 von Ernest Jouhy als Forum für Begegnung und interkulturellen Austausch hat es heute neben seiner politischen und pädagogischen Ausrichtung einen besonderen Schwerpunkt in Theaterarbeit, und Comedia dell'arte. Inmitten des mittelalterlichen Dorfes Bégude-de-Mazenc hat das FIEF ursprünglich als Treffpunkt für deutsch-französische Seminare eine europäische Dimension entwickelt und setzt sich – wie alle EBZ – für eine humanistische und soziale Idee von Europa ein. Beim Seminar erlebte die Gruppe Interkulturalität und Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg.
Neben einem Input und einem Workshop zur „Commedia dell’arte“ als Beispiel für Theaterpädagogik im Dritten Lernort erforschten die TeilnehmerInnen In Marseille das kommulale und interdisziplinäre Zentrum "Friche la Belle de Mai" und das "vertikale Dorf"  von Le Corbusier.
Ein Vortrag von Sandy Colvine mit Beispielen zur Vermittlung und Pflege von Cultural Heritage stellt für alle Teilnehmenden die Möglichkeiten zur Integration von symbolischen Landmarken in die eigenen Bildungsarbeit der Institutionen vor.
Ein besonderer Abend war die Dialogveranstaltung zu europäischen Fragen mit Michele Rivasi vom Europaparlament und Ferran Tarradellas Espuny von der EU Kommission Frankreich, digital dazugeschaltet, zusammen mit der PELLE Gruppe und Interessenten der lokalen Bevölkerung.

2.) Ende April 2022 fand bei der österreichischen Partnerorganisation im Mühl-fun-viertel in Klaffer am Hochficht die zweite Lernaktivität statt, diesmal mit einem Schwerpunkt auf außerschulische Jugendarbeit im ländlichen Raum und unter dem Aspekt von Natur als dritter Lernort. Bei einem 2-tägigen Aufenthalt in Linz wurde die "Tabakfabrik Linz", ein großes städtisches Zentrum für Kreativwirtschafr, Kunst und Kultur und Digitalisierung in einer ehemaligen Tabakfabrik als 3. Lernort besucht, und anschließend das moderne digitale Museum ARS ELECTRONICA. In der ehemaligen Tabakfabrik konnten neue Plätze für kulturelle Angebote, Werkstätten, Start-ups und Lernen gezeigt werden. Die Führung durch das Ars-Electronica Center vermittelte den Teilnehmenden Eindrücke und Möglichkeiten zur digitalen Gestaltung von zukunftsfähigen dritten Lernorten.IMG_6020 web

3.) Mitte Juni 2022 fand in Stockholm und Uppsala das 3. Treffen statt. Die Projektteilnehmenden besuchten verschiedene 3. Lernorte der großen schwedischen landesweiten Partnerorganisation „Studjefrämjandet“, z.B. die Einrichtungen „Kontakten“ und „Musicalen“ in Gottsunda, einem Stadtteil Uppsalas. Kontakten ist ein Kultur- und Lernzentrum mit vielfältigen, niederschwelligen An geboten. Einerseits gibt es Unterstützung beim Lernen oder bürokratischen Angelegenheiten, andererseits gibt es die Möglichkeit Aufenthaltsräume zu benutzen, um dort selbstorganisiert zu lernen. In Musicalen können Jugendliche und auch Erwachsene mit pädagogischer Begleitung Bands gründen, proben und ihre Musik im Studio aufnehmen. Außerdem bekamen die Teilnehmenden einen tieferen Einblick in die Arbeit der schwedischen Partnerorganisation, indem sie unter anderem selbst an einem methodischen Workshop zu Studienzirkeln teilnahmen. Eine Führung durch das naturwissenschaftlich orientierte Bibliotheksmuseum der traditionsreichen Universitätsstadt Uppsala rundeten die Eindrücke über alte und neue Lernorte ab.IMG_5868 web

4.) Die letzte Lernaktivität fand von 23.08.22-27.08.22 in Lubmin statt, auch mit einem Schwerpunkt auf historische und aktuelle europäische (Energie-)-Politik. In Begleitung des ehemaligen Bundestags-abgeordneten und Europapoltikers  Matthias Lietz wurden das ehemalige Kernkraftwerk, die Standorte von Nordstream I und II und das riesige historisch-technische Museen Peenemünde besucht. Bei der Führung durch das Denkmal mit dem leitenden Kustoden wurde den Teilnehmenden die besondere Bedeutung dieses beeindruckende Denkmals näher gebracht.
In der abendlichen Diskussion mit dem Bürgermeister von Lubmin wurden die  Auswirkungen von europäischer Weltpolitik auf die lokalpolitischen Dimensionen deutlich.
Museumsbesuche im Heimatmuseum des Fischerorts Freest und im Pommerschen Landesmuseum in Greiwswald, jeweils mit Führungen, ergänzten die Fragestellungen zu Museen als 3. Lernorte um Aspekte des Lernens an Exponaten und den spezifisch-museumspädagogoischen Möglichkeiten der Annäherung und Auseinandersetzung insbesonders zu Aspekten regionaler Geschichte.
In einer Exkusion wurde die Gedenk- und Kriegsgräberstätte Golm auf der Insel Usedom nahe der polnischen Grenze besucht; eine Gedenkstätte, die an die Tausende von toten Zivilisten erinnert, die  am Ende des 2.Weltkriegs hier bei Luftangriffen getötet wurde.

5.) Den Abschluß des Projekts bildete ein Auswertungs- und Feedback-Workshop vom 13.10.22-16.10.22 in Frankfurt am Main. Gemeinsam ließen alle ProjektpartnerInnen das Projekt noch einmal Revue passieren und identifizierten die konkreten lessons-learned.
Auf persönlicher Ebene wurde die eigene bereichernde Lernerfahrung betont, miteinander unter multiperspektivischen Gesichtspunkten zu 3. Lernorten produktiv ins Gespräch gekommen zu sein, auch mit Blick auf die Erweiterung der bisherigen programmatischen Angebote der jeweiligen Einrichtung.
Auf institutioneller Ebene bedeutete die Ausrichtung und Gastgeberschaft der Lernwoche mit einer europäischen Lernaktivität die Darstellungsmöglichkeit der eigenen Arbeit im europäischen Kontext, auch der Darstellung in verschiedenen Sprachen, besondes in Englisch.
Auf europäischer Ebene bestehen durch die Lernpartnerschaft neue Kooperationsmöglichkeiten, möglicherweise in einem diskutierten Nachfolgeprojekt, das im Bereich der Erasmus-Förderung von der 17 Sustainability Goals (Health und Wellbeing) angesiedelt sein könnte - eine Projektidee, die auch Aspekte von Resilienz in Zeiten gesellschaftlich disruptiven Wandels beinhaltet.

 

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EBZ-Pelle